Unternehmer:innen im Talk beim Sommercocktail

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Beim Sommercocktail, dem Auftakt zu den Herbstveranstaltungen der Zukunftsregion Steyr, diskutierten sechs Unternehmer:innen – sowohl alte Hasen als auch Start-Ups – im Talk, ob gesellschaftlich-soziales Engagement mit Geschäftsinteressen vereinbar sein kann. Philosophie trifft Wirtschaft war die Devise des spannenden Abends, der interessante Einblicke in die zugrunde liegende Motivation der verschiedenen Unternehmer:innen zeigte. Fazit – es ist ein Irrtum zu glauben, es sei immer der Profit im Vordergrund – hier sind es die Menschen.

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Zukunftsregion Steyr: Sommercocktail am 31.8.2022, Foto: Peter Kainrath

V.l.n.r.: Karl Landa (Pop-Up Aid Club), Christoph Grumböck (Netzwerksprecher), Roland Prandstätter (Startbox), Daniela Zeiner (Netzwerkchefin), Daniel Peischl (Namirial), Laura Seyrlehner (Travelmania), Matthias Rettenbacher (Carbony), Barbara Ambrosz (Lucy.D), Enrico Savio (Talk-Moderator), Bürgermeister Markus Vogl, Foto: Peter Kainrath

Bei der Begrüßung betonen Netzwerkchefin Daniela Zeiner sowie Bürgermeister Markus Vogl die wertvolle Zusammenarbeit zwischen Stadt Steyr und Zukunftsregion Steyr. „Die Veranstaltung zeigt, wie wichtig ein Miteinander ist und welche Kraft aus einem Netzwerk entstehen kann. Hier wird das Potenzial der Stadt sichtbar: die engagierten Menschen, Betriebe, Unternehmer:innen und ihre innovativen Ideen“, sagt Bürgermeister Vogl.

Wir müssen Paradigmenwechsel selbst gestalten

Einleitend zum Talk setzt Philosoph Enrico Savio spannende Impulsworte. Den Welterschöpfungstag thematisierend fordert er einen Paradigmenwechsel hin zu einer Humanökonomie. „Wir brauchen eine universalisierbare humansoziale Ökonomie der Lebensweltgrundlagen, die das Wohl jedes Einzelnen – sowohl räumlich aus auch zeitlich – nachhaltig in den Mittelpunkt rückt“, sagt Savio. Wie kann das regional umgesetzt werden? Savio fordert hierzu jeden Einzelnen auf: „Wir können nicht einfach nur von den Großen einen Paradigmenwechsel erwarten. Wir müssen ihn selbst gestalten.“

Sechs Unternehmer:innen im Talk

Die zum Talk geladenen Unternehmer:innen bieten hierfür interessante Einblicke, wie diese neue Denkweise umgesetzt werden kann. Roland Prandstätter gründete vor 24 Jahren die Werbeagentur Startbox. Für ihn ist die allgemeine Zufriedenheit seiner Mitarbeiter:innen am wichtigsten. „Der Job soll ihnen Spaß machen. Wir reden auf gleicher Augenhöhe miteinander. Ich probiere alle zu motivieren, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit zu kommen, das sorgt für seelischen Ausgleich und ist gut für die Natur“, sagt Prandstätter.
Matthias Rettenbacher beschäftigt sich in seinem Start-Up Carbony mit Nachhaltigkeit und unterstützt Unternehmen dabei, klimaneutral zu werden. „Wir regen bei den Firmen Denkprozesse an – es ist ihnen grundsätzlich ein Anliegen, CO2 frei zu werden. Den Mitarbeiter:innen ist nicht nur Geld wichtig, sondern sie suchen auch nach einer Identifikation mit dem Unternehmen, nach etwas Sinnstiftendem. Etwas Positives zu bewirken, gibt einem das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein“, erklärt Rettenbacher. Er wünscht sich, dass Steyr eine Vorreiterrolle als nachhaltige Stadt einnimmt.
Für Laura Seyrlehner von Travelmania sind Reisen wichtig für die persönliche Entwicklung. „Wir sind spezialisiert auf bildungsorientierte Sprachreisen und organisieren Erasmus und geförderte Auslandspraktikumsplätze für Auszubildende im In- und Ausland. Die Nachfrage hat sich in den letzten Jahren völlig gedreht – nun sind geförderte Angebote wichtiger denn je, was bedeutet, dass auch Personen mit geringem Einkommen diese in Anspruch nehmen können“, so Seyrlehner. Travelmania arbeitet nun auch intensiv mit indischen Arbeitsagenturen zusammen und hilft qualifizierten Fachkräften am österreichischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Wir unterstützen sowohl den aufnehmenden Betrieb als auch den Bewerber bei der Antragsstellung der Rot-Weiß -Rot Karte“, erklärt Laura Seyrlehner.
Der Physiotherapeut Karl Landa hat mit dem Pop-Up Aid Club sein Hobby professionalisiert. „In unserer Kellerbar war oft mehr los als in manchen Lokalen. Mit dem Pop-Up Aid Club beleben wir die Stadt und die Gastronomie. Wir haben selber Spaß und es ist für einen guten Zweck. 6.000 Euro konnten wir bereits an das Frauenhaus Steyr übergeben“, sagt Landa, der sich von der Wirtschaft mehr soziales Engagement wünscht.
Daniel Peischl ist Softwaresalesmanager bei Namirial, das mit der E-Signatur-Plattform Unternehmen dabei unterstützt, ihre Signaturprozesse zu digitalisieren. Er sieht darin eine winwinwin-Situation, für ihn, den Kunden und die Umwelt, da damit eine große Menge an Wasser und CO2 eingespart werden kann. „Um etwas Sinnstiftendes machen zu können bzw. um Änderungen in Gang zu setzen, muss man unten anfangen und jede Mitarbeiterin, jeden Mitarbeiter mitnehmen und mit ihnen kommunizieren, um ihnen die Angst vor dieser Änderung zu nehmen, denn Angst hemmt. Diese Verantwortung liegt nicht nur bei der Politik, sondern auch bei den Unternehmen“, ist Peischl überzeugt.
Nach Meinung der Industrial Designerin und Mitbegründerin von Lucy.D, Barbara Ambrosz, tritt der Paradigmenwechsel bereits langsam ein. „Survival of the fittest war früher. Der Austausch mit anderen und die Menschlichkeit werden in den Vordergrund gestellt, denn man kann von jedem lernen“, erläutert Ambrosz ihre Beobachtungen.

Zusammenfassend ist es wohl das Engagement von jedem und jeder Einzelnen – ob Privatperson oder Unternehmen, das zu einem nachhaltigen Denken führen kann, das sich durch alles Handeln zieht und Mensch und Natur in den Vordergrund stellt. Nachhaltigkeit muss unterschiedliche Bereiche einbeziehen und sozial, umwelt- und klimabezogen sowie wirtschaftlich sein. Auf diese Nachhaltigkeit möchte Bürgermeister Markus Vogl verstärkt den Fokus legen. Zu seinen Visionen für Steyr und die Zukunftsregion Steyr sagt er: „Wir als Stadt Steyr müssen für die jungen Menschen attraktiver werden und ihnen zeigen, dass Steyr eine lebenswerte Stadt ist.“

Save the date

Aufgrund von Schlechtwetter und dem hohen Besucherinteresse wurde die Veranstaltung spontan in einen Leerstand am Stadtplatz, dem ehemaligen COMMA-Store, verlegt. Die Gemälde von Daniel Hilgert verliehen dem Raum einen besonderen Charme – ein perfekter Rahmen für das anschließende kulinarische Netzwerken. Der Pop-Up Aid Club bot dazu die musikalische Untermalung. Rund 100 Personen nutzten wieder die Möglichkeit, sich auszutauschen, zu plaudern und sich kennen zu lernen. „Die nächste Gelegenheit für ein Miteinander bieten der Stammtisch nachhaltige Region bei my-PV am 20. September ab 16:30 Uhr sowie die Veranstaltung Attraktiver Standort am 28. September ab 18:00 Uhr, bei der wir uns als Gast, aber auch Mitveranstalter mit der Business Class Steyr zeigen dürfen“, kündigt Daniela Zeiner an und lädt dazu herzlich ein.

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Zukunftsregion Steyr: Sommercocktail am 31.8.2022, Foto: Peter Kainrath